Kultur

24.06.2020

Kultursommer: Ballett Dortmund verzaubert Schloss Bodelschwingh

Eine "verzaubernde Veranstaltung, bei der Natur, Architektur und Choreografie untrennbar miteinander verschmelzen" verspricht Dr. Christian Baier, Chef-Dramaturg am Dortmunder Ballett, als er die Gäste am Eingang zum Park des Schloss Bodelschwingh begrüßt. Und recht soll er behalten: Kurz darauf weisen kopflose Wesen in Anzügen den Weg durch sattgrüne Wiesen. Musik von Puccini erklingt und Tänzer Guillem Rojo i Gallego tanzt vor der historischen Kulisse eine Kreation von Intendant Xin Peng Wang, der Dortmunds Ballett zu Weltruhm verholfen hat.

Architektonisches Juwel mit idyllischer Parkanlage

Kultursommer Bodelschwingh Ballet Dortmund

Giuditta Vitiello und Duccio Tariello tanzen zu Ravel im Park von Schloss Bodelschwingh. ©Stadt Dortmund/Lena de Boer

Rote Rosen vor Schloss Bodelschwingh

Rote Rosen blühen vor Schloss Bodelschwingh. ©Stadt Dortmund/Lena de Boer

Ruhm gebührt auch der Kulisse: Das Wasserschloss Bodelschwingh liegt versteckt im Nordwesten Dortmunds inmitten einer idyllischen Parkanlage mit 150 verschiedenen Gehölzarten, barocken Steinfiguren und einem Teepavillon. Im frühen 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, ist es ein architektonisches Juwel. Ein so schönes und gut erhaltenes Wasserschloss gibt es in Deutschland nur selten. An diesem Tag sieht das Schloss wahrlich aus wie in einem Märchen: Die Sonne steht hoch am Himmel. Es ist Mittsommer, der 21. Juni 2020, und rote Rosen blühen satt rund um die Schlossmauern. Der Duft schwebt durch den Park und begleitet das Publikum auf ihrem Weg durch den zauberhaften Schlossgarten. 

Ur-Aufführungen aus dem Lock-Down

Immer wieder macht Baier halt, erzählt von den verschiedenen Stücken, der Musik und den Tänzen. Manche Kreationen sind in der Corona-Zeit entstanden: "Ur-Aufführungen aus dem Lock-Down", so der Chef-Dramaturg. "Lift Off" heißt so zum Beispiel das Stück, das Alisa Uzunova beeindruckend rund um eine Büste mit Gesichts-Maske darbietet. Der strahlende Sonnenschein kann nicht von der Beklemmung ablenken, die die tänzerische Interpretation gemeinsam mit der Musik von Rusell Peck hervorruft. 

Goldene Kostüme und mystische Gebilde

Martina Renau und Márcia Barros Mota zeigen „Gymnopédie“

Martina Renau und Márcio Barros Mota zeigen "Gymnopédie". ©Stadt Dortmund/Lena de Boer

Ein munterer Tänzer mit Stroh-Hut und italienischem Akzent heitert die Stimmung schnell wieder auf. Sein großer, bunter Plastikfisch soll gegrillt werden. Dafür macht er Spagat, wirft den Hut in die Luft – und erntet Lacher vor allem von den kleinen Gästen, die die Veranstaltung genauso spannend finden wie die Erwachsenen. Dafür sorgt die Abwechslung aus klassischen Ballettkreationen, performativen Interpretationen oder auch akrobatisch anmutenden Tänzen wie das Stück „Gymnopédie“, bei dem Martina Renau und Márcio Barros Mota ihre Körper in goldenen Kostümen zu mystischen Gebilden schlängeln.

Neue Kreationen von Xin Peng Wang

Mit dem Kultursommer auf Schloss Bodelschwingh hat das Dortmunder Ballett die ereignisreiche und durch Corona auch herausfordernde Spielzeit 2019/20 beendet. Und mit neuen Ballettstücken bereits einen kleinen Ausblick auf die kommende Spielzeit ermöglicht. Mit dabei: erste Ausschnitte aus der neuen Kreation von Xin Peng Wang, dem Abschluss seiner großen Tanztrilogie "Die göttliche Komödie", die in der kommenden Spielzeit mit "Paradiso" ihren Abschluss finden wird.

Inspirierende Atmosphäre für die Tänzer*innen

Schon im letzten Jahr hatte der Kultursommer des Dortmunder Balletts auf Schloss Bodelschwingh stattgefunden und sich großer Resonanz erfreut. Wie schon 2019 folgte auch in diesem Jahr auf die Tanzdarbietungen ein Buffet mediterraner Speisen im Schlosspark, um den Sommerabend stilvoll ausklingen zu lassen. Ein rundum gelungenes Fest, findet Theater-Direktor Tobias Ehinger: "Der diesjährige Kultursommer Bodelschwingh war für alle Beteiligten sehr besonders: Die erste Premiere nach der coronabedingten bedingten Auszeit. Die Vorbereitung unter strengen Sicherheitsauflagen war eine große Herausforderung. Aber die besondere Atmosphäre ist sehr inspirierend für die Tänzer*innen. So haben sie Elemente des Gartens in den Choreographien aufgegriffen und Szenen speziell in Auseinandersetzung mit der Natur kreiert. Und wenn ich an die vielen glücklichen Gesichter am Ende des Abends denke, sind wir mehr als zufrieden. Ein gelungener Wiedereinstieg in den Spielbetrieb."

Kultursommer soll jährlich stattfinden 

Ehinger plant deshalb, den Kultursommer als regelmäßige Veranstaltung zu etablieren und auch im nächsten Jahr den Schlossgarten zu Bodelschwingh erneut zu verzaubern: "Der Kultursommer Bodelschwingh soll fester Bestandteil des Programms des Theater Dortmund werden. Denn das Schloss Bodelschwingh ist einfach ein Lieblingsort. Von unerwartetem Charme, ein bezaubernder Garten und gut versteckt im Dortmunder Norden. Diesen Ort gilt es zu entdecken, künstlerisch zu bespielen und zusammen mit kulinarischen Genüssen einen Dreiklang zu bilden. Jedes Jahr im Sommer wollen wir dieses Kleinod ein für‘s andere Mal künstlerisch und musikalisch bespielen und so auch öffentlich erlebbar machen."

Guillem Rojo I Gallego vor Schloss Bodelschwingh

Guillem Rojo I Gallego tanzt "Vissi d'arte" von Xin Peng Wang. ©Stadt Dortmund/Lena de Boer

Schloss Bodelschwingh

Schloss Bodelschwingh bietet eine zauberhafte Kulisse. ©Stadt Dortmund/Lena de Boer

Ansicht aus dem Park auf Schloss Bodelschwingh

 Das Wasserschloss Bodelschwingh liegt versteckt im Nordwesten Dortmunds inmitten einer idyllischen Parkanlage. ©Stadt Dortmund/Lena de Boer